Im folgenden werden zur Analyse von Windpotentialen Reanalyse-Daten des
Sander-Windatlas verwendet, die über einen Zeitraum von zehn Jahren in
6-stündlicher Auflösung vorliegen. Die Daten sind für über
der jeweils geographischen Höhe gegeben. Die räumliche Auflösung der Daten in
Längen- bzw. Breitengraden beträgt 2,5°.
Geeignete Windverhältnisse sind die Grundlage für eine ertragreiche Elektrizitätserzeugung aus Windkraft. Jahresangebote an verschiedenen Standorten können aus Geschwindigkeitsverteilungen ermittelt werden.
Gobale Verteilung der mittleren Jahreswindgeschwindigkeit. Quelle: [Molly1978]
Eine einfache Abschätzung kann über die mittlere Jahreswindgeschwindigkeit erfolgen. Sie ermöglicht, wie in Abbildung: Windverteilung dargestellt, eine grobe Kategorisierung, sagt jedoch noch nichts über Häufigkeitsverteilungen aus.
Um nähere Informationen über relative Häufigkeiten von Windgeschwindigkeiten zu
erhalten, werden die an einem bestimmten Ort gemessenen Werte in mehrere
Intervalle aufgeteilt und als Histogramm dargestellt. Wie in Abbildung:
Windverteilung-2 zu sehen, kann die Verteilung in guter
Näherung als Weibull-verteilt angesehen werden. Markante Größen einer
Weibull-Verteilung (1) sind der Shape-Parameter , welcher
die Form maßgeblich bestimmt, sowie der Scale-Parameter
, der mit
wachsender Größe eine aufweitende Verschiebung der Kurve zu höheren
Geschwindigkeiten zur Folge hat.
(1)
Für wird die Verteilung Rayleigh-Verteilung genannt, für
ergibt sich die Exponential-Verteilung
. Für
ähnelt die
Weibull-Verteilung einer Normalverteilung.
Histogramm der Windgeschwindigkeiten an einem Ort nördlich von Würzburg
(50,0° N, 7,5° W) in 50 Metern Höhe. An die Daten wurde eine
Weibull-Verteilung mit und
angefittet.
Datenquelle: [Sander2002]
Werte für und
sind vom Standort abhängig. In Tabelle:
Weibull-Parameter sind einige Werte ertragreicher Standorte in
Europa angegeben.
Koordinaten | Land | ![]() |
![]() |
![]() |
---|---|---|---|---|
42.5° N, -7.5° E | (Spanien) | 1.96 | 6.77 | 6,0 |
52,5° N, -5,0° E | (England) | 2,01 | 8,59 | 7,6 |
42.5° N, -5.0° E | (Frankreich) | 1.86 | 7.56 | 6,7 |
55,0° N, -7,5° E | (Nordsee) | 2,11 | 9,75 | 8,6 |
52,5° N, 20,0° E | (Ostsee) | 2,13 | 5,84 | 5,2 |
Aus der ‘Schiefe’ der Weibull-Verteilung gegenüber einer Normalverteilung ergibt sich, dass die am häufigsten anzutreffende Geschwindigkeit kleiner ist als ihr Median- oder Mittelwert. [1] Gleichzeitig kommen stürmige Phasen selten vor.
Über den tageszeitlichen Verlauf der Windgeschwindigkeiten lässt sich, wie in Abbildung: Windgeschwindigkeit (Durchschnitt) zu sehen, kaum eine allgemeine Aussage treffen. Abhängig von den örtlichen Gegebenheiten treten stark unterschiedliche Tagesgänge auf. Winde auf offener See und entlang der Küsten wehen aufgrund des geringeren Widerstands (Rauhigkeitshöhe) im allgemeinen stärker als auf dem Festland.
Durchschnittliche Windgeschwindigkeiten zu bestimmten Tageszeiten an verschiedenen Orten. Datenquelle: [Sander2002]
Für Windgeschwindigkeiten sind Monats- oder Jahressummen nur bedingt aussagekräftig. Andererseits gehen bei Mittelungen oder unter Zuhilfenahme von statistischen Verteilungen Informationen über einzelne, konkrete Schwankungen verloren.
Abhilfe kann insofern geschaffen werden, als dass anstelle der Windgeschwindigkeit die darin enthaltene (nutzbare) Leistung betrachtet werden kann. Diese wiederum lässt sich mittels einer gegebenen Leistungskennlinie als Anteil an der maximalen Kapazität einer Windkraftanlage ausdrücken.
Als Volllaststunden wird derjenige Jahresanteil bezeichnet, in dem eine Anlage mit voller Auslastung betrieben werden müsste, um den reellen Jahresertrag zu produzieren. Windkraftanlagen besitzen aufgrund des hohen Anteils niedriger Windgeschwindigkeiten, bei denen nur Teillastbetrieb möglich ist, meist eine Volllaststundenzahl, die weit unter der Anzahl der Jahresstunden liegt. [2]
Häufigkeitsverteilung der in Europa auftretenden Vollaststundenzahlen in Abhängigkeit von der durchschnittlichen Nabenhöhe (50 bzw. 80 Meter) und Leistungskennlinie (vgl. Abbildung ref{fig:beiwert}). Die dicke Markierung stellt den Median-Wert dar. Die übrigen Querlinien markieren die jeweiligen Quartile, das Minimum und das Maximum.
Wird die Volllaststundenzahl für jede Gitterfläche in Europa vorliegenden
Winddaten bestimmt, so zeigt sich, dass ertragreiche Standorte durchaus nicht
homogen verteilt sind. In Abbildung: Vollast-Stunden (Verteilung) ist für zwei verschiedene Leistungskennlinien
und zwei verschiedene Höhen dargestellt, wie häufig bestimmte
Volllaststundenzahlen innerhalb Europas vorkommen. Hätten sämtliche Anlagen die
Leistungskennlinie I aus Abschnitt: Leistungskennlinien und eine Nabenhöhe von 50 Metern, so käme der windärmste
Ort auf 350, der windreichste Ort auf über 3300 Volllaststunden. Der Medianwert
läge bei etwa 1070 mit einer Standardabweichung von ca. 725 Volllaststunden.
Ein ‘Umbau’ auf Anlagen mit der Leistungskennlinie II würde den durchschnittlichen Ertrag um etwa 20% steigern, eine Höhenversetzung ohne Umbau hätte knapp 37% Ertragssteigerung zur Folge. [3] Ein “Repowering” einer Anlage durch Höherbauen und technische Verbesserung auf die Leistungskennlinie II könnte einen Standort sogar um 62% aufwerten. Hierbei gilt es zu beachten, dass eine Anlage auf eine bestimmte Kapazität bzw. Windsituation ausgelegt ist, und somit ein alleiniges Höherbauen meist nicht sinnvoll bzw. technisch unmöglich ist.
In Abbildung: Vollast-Stunden (geographisch) wird die große Schwankungsbreite noch einmal anhand einer Karte verdeutlicht. Innerhalb Europas, also zwischen 35° bis 70° nördlicher Breite und 10° westlicher bis 25° östlicher Länge, haben v.a. regionale Gegebenheiten wie Küstennähe oder Orographie einen entscheidenden Einfluss.
Einfluss von regionalen Gegebenheiten auf erreichbare Volllaststunden von Windkraftanlagen in Europa (Leistungskennlinie Typ I, durchschnittliche Nabenhöhe 50 m, vgl. Abschnitt Leistungskennlinien). Orte mit fehlenden Messdaten sind weiß dargestellt.
Flächenberücksichtigung
Möchte man für die einzelnen Rasterzellen in Abbildung: Vollast-Stunden (geographisch) aus den Volllaststunden auf tatsächliche Erträge bei einer bestimmten Kapazitätsdichte schließen, muss die Zunahme der jeweiligen Flächen in Richtung Äquator hin berücksichtigt werden.
Zwar ist keine geschlossene mathematische Formel zur Berechnung der Distanz zweier Wegpunkte auf der Erde möglich, da es sich um keinen regelmäßigen geometrischen Körper handelt, jedoch konvergiert ein 1975 von Thaddeus Vincenty hierfür aufgestellter Algorithmus sehr schnell. Bekannt wurde seine Annährung als “GPS-Formel”: [4]
(2)
Hierbei wird mit die Großkreis-Entfernung zwischen
zwei Punkten auf der Erdoberfläche bezeichnet,
stellen die Polarwinkel und
die Azimuthwinkel des
Anfangs- und Zielpunktes dar. Mittels dieser Näherungsformel können die zu dem
2,5°-Gitter gehörenden Flächen als sphärische Rechtecke ausgedrückt werden.
Multipliziert man die Flächen mit der Kapazitätsdichte an Windkraftanlagen am
jeweiligen Ort, so erhält man den Energiebeitrag einer Zelle zum europäischen
Gesamtsystem.
Annahmen für Kapazitätsdichten
In den zur Analyse vorliegenden Daten des Sander-Windatlas [Sander2002] fehlen
Datenwerte für einige Orte in Europa. Die im letzten Abschnitt dargestellte
Flächenberechnung ergibt, dass nur von 71% der europäischen Fläche Messdaten zur
Verfügung stehen. Geht man in einem ersten Ansatz davon aus, dass die in Europa
im Jahr 2007 installierten an Windkraftanlagen sich
homogen verteilt auf dieser Fläche befinden, ergibt sich daraus eine
Kapazitätsdichte von
.
Jährliche Wind-Gesamtstromerzeugung für verschiedene Modellannahmen (siehe Text). Datenquelle: [Sander2002]
Die untere gestrichelte Linie in Abbildung: Windstromertrag (jährlich) zeigt, dass sich bei Summation über alle Teilflächen aus dieser
Annahme ein jährlicher Gesamtertrag von etwa ergeben
würde. Verglichen mit einer Abschätzung des reellen Gesamtjahresertrages, der im
Jahr 2007 etwa
betrug [5], liegt dieser Wert deutlich
zu niedrig.
In der Realität stehen Anlagen bevorzugt an ertragreichen Orten. Geht man in
einer zweiten Annahme davon aus, dass sich die gesamte Windkraft-Kapazität auf
die ertragreichsten 25% der Orte verteilt [6], so ergibt sich jedoch mit einem
durchschnittlichen Jahresertrag von eine zu hohe
Energiemenge (obere gestrichelte Linie in Abbildung: Windstromertrag
(jährlich)).
Sehr nahe am realen Ergebnis liegt der Mittelwert der beiden Kurven, der mit
einer jährlich erzeugten Elektrizitätsmenge von damit
auch als Kalibrierung des Modells für weitere Betrachtungen dient. Die maximalen
Abweichungen des jährlichen Windelektrizitätertrags vom Durchschnittswert liegen
bei knapp 10%.
Im folgenden Abschnitt wird angenommen, dass genügend große Speichermöglichkeiten zur Verfügung stehen, um Schwankungen der Windenergie über zumindest einen Tag hinweg ausgleichen zu können. [7]
Die täglichen Erträge schwanken, wie in Abbildung: Windstromertrag
(täglich) zu sehen, von am windschwächsten
Tag bishin zu
Strom am windstärksten Tag. Im
Durchschnitt werden täglich
erzeugt, mit einer
Standardabweichung von
.
Täglicher Wind-Elektrizitätsertrag für ganz Europa.
Bereits in Abbildung: Windstromertrag (täglich) deutet sich
ein jahreszeitlicher Verlauf an. Noch deutlicher zeigt sich dieser, wenn man
wöchentliche Durchschnittswerte betrachtet. Anstelle einer pauschalen Festlegung
des Wochenbeginns bieten sich gleitende Mittelwerte an. Jede siebentägige
Kombination wird hierbei gleichwahrscheinlich als eine Woche ()
betrachtet.
Die allgemeine Formel für gleitende Durchschnittswerte lautet: [8]
(3)
Im vorliegenden Fall lässt sich für die ersten und letzten
Zeitreihenwerte (Tage) kein gleitender Mittelwert
berechnen.
Wöchentlich gleitender Durchschnitt an Wind-Elektrizität in Europa.
Wie anhand der durchgezogenen Linie in Abbildung: Windstromertrag
(wöchentlich) zu sehen, schwanken die wöchentlichen
Wind-Elektrizitätserträge zwischen . Das
Verhältnis von maximaler Schwankungsbreite zu minimaler Ertragsmenge von über
10:1 macht deutlich, dass Windkraft wohl nicht alleinig zur Deckung der
Grundlast verwendet werden kann. Durchschnittlich liefert die Windenergie in
Europa wöchentlich
Strom, mit einer Standardabweichung von
(vgl. Tabelle: Windstromerträge).
Wert | Jan | Feb | Mär | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Tag | 0,46 | 0,45 | 0,38 | 0,27 | 0,20 | 0,18 | 0,17 | 0,17 | 0,25 | 0,35 | 0,39 | 0,43 |
Woche | 3,24 | 3,17 | 2,67 | 1,90 | 1,39 | 1,29 | 1,71 | 1,20 | 1,74 | 2,46 | 2,75 | 2,99 |
Monat | 14,34 | 12,81 | 11,81 | 8,13 | 6,15 | 5,53 | 5,19 | 5,30 | 7,44 | 10,91 | 11,80 | 13,22 |
Unterstellt man die Möglichkeit, die vom Wind erzeugte Strommenge längerfristig speichern zu können, so gleichen sich Wochen mit extrem wenig bzw. viel Ertrag zunehmend aus.
Anhand der gestrichelt eingezeichneten Linien in Abbildung:
Windstromertrag (wöchentlich) ist zu sehen, wie sich dieser
Effekt bereits bei einer zwei- bzw. vierwöchentlichen Speichermöglichkeit
auswirkt. Hierzu müsste allerdings eine völlig neue Form großtechnischer
Energiespeicherung erarbeitet werden. Für die europaweit monatlich produzierten
ca. Elektrizität stehen derzeit nur
installierte Pumpspeicherkraftwerkskapazität zur Verfügung, welche bei einem
geschätzten durchschnittlichen Speichervolumen von einem Tag
(
) nicht einmal 10% dieser Energie speichern könnten.
Da ein Ausbau der Pumpspeicherkapazitäten aufgrund geographischer und ökologischer Einschränkungen nur begrenzt möglich ist, stellt wohl die Elektrolyse von Wasserstoff die künftig interessanteste Form der Energiespeicherung dar (vgl. Abbildung: Speicher-Übersicht).
Typische Systemgrößen für verschiedene Speichertechnologien als Funktion der installierten Speicherkapazität (Energie), der installierten Lade- und Entladeleistung und der typischen Entladedauer. Quelle: [Sauer2006]
Die auftretenden Windmaxima in den Wintermonaten bzw. Minima in den Sommermonaten sind nicht überraschend. Luftströmungen werden durch Druckgradienten verursacht, welche wiederum eine Folge von Temperaturgefällen sind. Im Sommer nähern sich die Temperaturwerte der jeweiligen Hemisphäre dem jahreszeitlich recht gleichmäßigen Temperaturverlauf am äquator an, im Winter kommt es aufgrund größerer Einstrahlungs- bzw. Temperaturdifferenzen zu stärkeren Windaufkommen.
Zur Klassifizierung der Maxima und Minima im Windangebot wird der Jahresgang “herausgerechnet”, d.h. von den jeweiligen Daten wird das entsprechende Monatsmittel abgezogen. Der damit erhaltene saisonbereinigte Verlauf des täglichen Windangebots ist in Abbildung: Windextrema zu sehen. In der selben Graphik sind auch Mittelungen über drei Tage bzw. eine Woche wiedergegeben.
Variationen des Windertrages nach Bereinigung jahreszeitlich bedingter Schwankungen. Drei- bzw. siebentägige Kurvenglättungen sind gestrichelt dargestellt.
Als ‘extreme’ Windsituation wird im folgenden von mindestens eintägigen Perioden ausgegangen, in welchen das Windangebot unter 10% des für den jeweiligen Monat üblichen Durchschnittswertes abrutscht.
Schwankungen hin zu extrem hohem Windangebot fallen zwar betragsmäßig oft stärker aus, halten dafür allerdings nicht so lange an. [9] Ein Erklärung für dieses Phänomen mag darin liegen, dass hohe Windgeschwindigkeiten oftmals mit dem Durchzug einer Warm- oder Kaltfront verbunden sind. Diese haben typische Durchgangszeiten (‘Lebensdauern’) von 18-24 Stunden, können allerdings bei stabilen Verhältnissen auch bis zu 60~Stunden andauern (vgl. Tabelle: Skalen bzw. [Boljahn2009]). [10]
1-tägig | Jan | Feb | Mär | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
9.Dez. (a) | 728 | 687 | 623 | 434 | 330 | 301 | 295 | 303 | 441 | 523 | 587 | 651 |
9.Dez. (r) | 279 | 243 | 267 | 182 | 156 | 131 | 151 | 145 | 217 | 185 | 201 | 244 |
Medianwert | 449 | 445 | 356 | 253 | 174 | 170 | 144 | 158 | 224 | 338 | 386 | 406 |
1.Dez. (a) | 234 | 234 | 175 | 129 | 94 | 88 | 73 | 74 | 110 | 182 | 204 | 234 |
1.Dez. (r) | 216 | 211 | 181 | 124 | 80 | 83 | 71 | 84 | 114 | 156 | 182 | 172 |
3-tägig | ||||||||||||
9.Dez. (a) | 662 | 639 | 609 | 409 | 310 | 282 | 274 | 285 | 392 | 488 | 548 | 613 |
9.Dez. (r) | 218 | 185 | 245 | 147 | 130 | 106 | 124 | 124 | 161 | 149 | 151 | 206 |
Medianwert | 444 | 454 | 363 | 262 | 180 | 176 | 150 | 161 | 232 | 339 | 397 | 408 |
1.Dez. (a) | 275 | 256 | 217 | 157 | 108 | 101 | 85 | 91 | 133 | 221 | 238 | 279 |
1.Dez. (r) | 169 | 198 | 146 | 104 | 73 | 75 | 65 | 70 | 98 | 118 | 159 | 139 |
7-tägig | ||||||||||||
9.Dez. (a) | 631 | 584 | 576 | 374 | 286 | 261 | 250 | 247 | 352 | 439 | 520 | 580 |
9.Dez. (r) | 191 | 133 | 200 | 103 | 97 | 84 | 91 | 86 | 108 | 104 | 124 | 159 |
Medianwert | 440 | 450 | 376 | 271 | 187 | 176 | 160 | 161 | 244 | 334 | 396 | 421 |
1.Dez. (a) | 334 | 287 | 236 | 181 | 133 | 125 | 101 | 99 | 155 | 243 | 295 | 302 |
1.Dez. (r) | 106 | 163 | 140 | 91 | 54 | 51 | 59 | 62 | 89 | 92 | 101 | 119 |
Da längerfristige Phasen mit hohen Windenergie-Einspeisungen eher eine geringe Herausforderung für die Elektrizitätsversorgung darstellen [11], wird im folgenden nur auf windarme Extremsituationen eingegangen. Wie aus Tabelle: Windminima (Perioden) zu entnehmen ist, treten derartige Ereignisse verstärkt in den Wintermonaten auf, also zu Zeiten des höchsten Ertragspotentials.
Anzahl | Jan | Feb | Mär | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1-tägig | 89 | 48 | 79 | 28 | 4 | 0 | 0 | 0 | 5 | 26 | 37 | 50 |
3-tägig | 92 | 50 | 85 | 28 | 3 | 0 | 0 | 1 | 6 | 18 | 36 | 41 |
7-tägig | 99 | 50 | 92 | 36 | 8 | 0 | 0 | 0 | 4 | 6 | 25 | 43 |
In Tabelle: Windminima (Tage) ist zu sehen, dass große Schwankungen zwischen den einzelnen Jahren auftreten. Im windärmsten Jahr der Zeitreihe (1996) traten auch die meisten Flautenzeiten auf, während im windreichsten Jahr (1995) nicht einmal halb soviel Extremtage zu verzeichnen waren (vgl. Abbildung: Windstromertrag (jährlich)). Auffällig ist das Jahr 1997, welches trotz durchschnittlichem Windertrag eine hohe Zahl an Extremtagen aufzuweisen hat.
Anzahl | 1992 | 1993 | 1994 | 1995 | 1996 | 1997 | 1998 | 1999 | 2000 | 2001 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1-tägig | 30 | 27 | 31 | 25 | 50 | 45 | 33 | 40 | 35 | 50 |
3-tägig | 22 | 24 | 34 | 22 | 51 | 46 | 32 | 45 | 35 | 55 |
7-tägig | 20 | 19 | 29 | 13 | 56 | 43 | 38 | 43 | 44 | 60 |
Zur Analyse der Solar-Potentiale werden hauptsächlich Daten der europäischen Satel-light-Datenbank [Satellight2009] verwendet. Diese liegen für einen Zeitraum von fünf Jahren in halbstündlichen Messintervallen vor. Als räumliche Auflösung wurde analog zu den Sander-Daten ein 2,5°-Gitter gewählt. [12] Als Referrenzdaten stehen Messwerte des deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums (DLR) zur Verfügung.
Abhängigkeit der Globalstrahlung von der geographischen Breite, gemittelt über alle Längenkreise. Datenquelle: [Lohmann2006]
Anders als bei den Winddaten hängt die solare Einstrahlung weniger von regionalen Faktoren als vielmehr vom Breitengrad ab. Abbildung: Globalstrahlung zeigt die fast sinusförmige Abnahme der jährlich eintreffenden Globalstrahlung hin zu höheren Breitengraden. Aufgrund des kontinuierlich hohen Bewölkungsgrades in der Innertropischen Konvergenzzone und in den Hadleyzellen bleibt die am Boden auftreffende Strahlung zum äquator hin allerdings ab 30° N/S konstant. Der unterschiedlich starke Bewölkungsgrad dürfte auch die im Sommerhalbjahr auftretende Senkung der solaren Einstrahlung auf Höhe von 70° erklären. Die allgemeinen jahreszeitlichen Schwankungen, welche zu den Polen hin zunehmen, liegen in der Schiefe der Ekliptik begründet (vgl. Anhang: Ekliptik).
Jahrressumme der eingestrahlten Sonnenenergie in . [Satellight2009]
Lokale Abweichungen ergeben sich, abgesehen von verschieden häufigen Bewölkungen, auch aufgrund unterschiedlicher Höhenniveaus. über einem verhältnismäßig hoch gelegenen Ort ist die darüberliegende darüberliegende Luftschicht dünner und somit der Streuungsanteil (siehe Abschnitt: Verteilung der Solarstrahlung) geringer. In Abbildung: Solareinstrahlung (geographisch) ist die Verteilung der jährlich eingestrahlten Sonnenenergie für Europa wiedergegeben.
Geht man analog zu Abschnitt: Flächenberücksichtigung (Windertrag) von einer homogenen Verteilung der bis
Ende 2007 installierten ca. an Photovoltaik-Anlagen in
Europa aus, so ergäbe sich eine Kapazitätsdichte in den zur Verfügung stehenden
Flächenpunkten von
. Bei einem künftigen
Ausbau von Solaranlagen in Spanien, Italien und Griechenland kann diese Annahme
zunehmend eintreffen, im Jahr 2007 hingegen waren mit
die meisten Photovoltaik-Anlagen in Deutschland installiert. Diese Gewichtung
ist insofern zu berücksichtigen, als dass die hierzulande jährlich eintreffende
Gesamtstrahlungsmenge etwa
beträgt, im
Verhältnis zum europaweiten Durchschnitt von knapp
je
Quadratmeter und Jahr.
Täglicher Photovoltaik-Ertrag in Europa. Datenquelle: [Satellight2009]
Um die Solarerträge als Funktion der Kapazitätsdichte und der zu den jeweiligen
Gitterpunkten gehörenden Flächen auszudrücken, werden die Strahlungswerte durch
1000 geteilt. [13] Wie in Abbildung: Solarertrag (täglich)
zu sehen ist, resultiert daraus eine durchschnittlicher Tagesertrag von
, wobei im Sommer etwa fünf mal mehr Strom produziert
wird als im Winter. Der signifikante Jahresverlauf ist durch die regelmäßige
Umlaufbahn der Erde um die Sonne fest vorgegeben. Anders als beim Wind gleicht
die Jahreskennlinie einer einhüllenden Funktion, kurz- und mittelfristige
Abweichungen treten, bedingt durch wechselhafte Bewölkung, nur nach unten hin
auf.
Wert | Jan | Feb | Mär | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Tag | 0,003 | 0,006 | 0,009 | 0,013 | 0,017 | 0,019 | 0,018 | 0,016 | 0,011 | 0,007 | 0,004 | 0,003 |
Woche | 0,024 | 0,040 | 0,067 | 0,093 | 0,120 | 0,131 | 0,127 | 0,112 | 0,079 | 0,049 | 0,028 | 0,020 |
Monat | 0,522 | 0,825 | 1,451 | 1,998 | 2,656 | 2,809 | 2,486 | 2,487 | 1,698 | 1,087 | 0,598 | 0,439 |
Die jährlichen Erträge summieren sich europaweit auf ,
bei einer geringen Schwankungsbreite von weniger als
.
[14]
Analog zu Abschnitt ref{windextrema} lassen sich relative Schwankungen durch Subtraktion der Monatsmittelwerte vom jeweiligen Zeitschritt berechnen.
Relative Schwankungen des Solarertrages. Drei- bzw. siebentägige Kurvenglättungen sind gestrichelt dargestellt.
Um einen besseren Vergleich zu bekommen, sind in Abbildung: Gesamtschwankungen (prozentual) sowohl Wind- als auch Solarschwankungen noch einmal prozentual für das Jahr 1997 wiedergegeben. Man erkennt, dass die Schwankungen in der photovoltaischen Elektrizitätsgewinnung über einen längeren Zeitraum anhalten können, dafür allerdings (prozentual gesehen) bei weitem nicht so stark von ihrem Durchschnittswert abweichen.
Prozentuale Schwankungen von Sonnen- und Windertrag für das Jahr 1997.
Zur Klassifikation von extremen Solarertrags-Schwankungen können wiederum die entsprechenden Dezile herangezogen werden (vgl. Tabelle ref{tab:sunextrem}). Wie in Abschnitt ref{windextrema} werden im folgenden nur die minimalen Ertragssituationen betrachtet. Wie zu erwarten, machen sich Ausfallraten zu Zeiten des größten Angebots, also in den Sommermonaten, am stärksten bemerkbar.
1-Tägig | Jan | Feb | Mär | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
9.Dezil | 4,19 | 7,26 | 11,34 | 15,15 | 19,61 | 20,84 | 19,96 | 18,05 | 13,44 | 8,63 | 5,33 | 3,21 |
Medianwert | 3,30 | 5,64 | 9,55 | 13,43 | 17,23 | 18,63 | 18,07 | 16,22 | 11,40 | 6,94 | 3,86 | 2,79 |
1.Dezil | 2,62 | 4,38 | 7,40 | 11,04 | 14,43 | 16,81 | 16,43 | 13,71 | 9,14 | 5,60 | 2,89 | 2,44 |
3-Tägig | ||||||||||||
9.Dezil | 4,21 | 7,30 | 11,20 | 15,03 | 19,42 | 20,56 | 19,93 | 18,04 | 13,41 | 8,55 | 5,31 | 3,16 |
Medianwert | 3,31 | 5,66 | 9,52 | 13,31 | 17,08 | 18,64 | 17,98 | 16,09 | 11,40 | 6,99 | 3,90 | 2,77 |
1.Dezil | 2,63 | 4,38 | 7,45 | 11,17 | 14,68 | 17,17 | 16,54 | 13,88 | 9,05 | 5,57 | 2,91 | 2,49 |
7-Tägig | ||||||||||||
9.Dezil | 4,17 | 7,24 | 10,98 | 15,01 | 19,03 | 20,41 | 19,75 | 17,75 | 13,50 | 8,60 | 5,15 | 3,15 |
Medianwert | 3,34 | 5,64 | 9,80 | 13,27 | 17,13 | 18,70 | 18,07 | 16,06 | 11,23 | 6,99 | 3,93 | 2,80 |
1.Dezil | 2,62 | 4,76 | 7,63 | 11,46 | 15,11 | 17,34 | 16,72 | 13,96 | 9,09 | 5,66 | 3,00 | 2,54 |
Die jährliche Verteilung der solaren Extremtage weist hingegen, wie Tabelle: Solarminima (Perioden) zu entnehmen ist, eine unerwartet hohe Schwankungsbreite auf. Obgleich sich die Gesamtsumme der jährlich eingestrahlten Energien im betrachteten Zeitraum nur um maximal 4,2% unterscheiden, traten im Jahr 1999 fast doppelt so viele Extremphasen auf wie im Jahr 1996.
Anzahl | Jan | Feb | Mär | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 bzw. 3-Tägig | 0 | 0 | 0 | 0 | 28 | 79 | 63 | 13 | 0 | 0 | 0 | 0 |
7-Tägig | 0 | 0 | 0 | 0 | 38 | 82 | 60 | 3 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Auffällig ist, dass das Jahr mit dem geringsten Wind- bzw. Solarangebot (1996) zugleich gemäß Tabelle ref{tab:temp} auch das kälteste Jahr der betrachteten Zeitreihe war. Im Jahr 1999 waren das höchste Solarangebot, allerdings nur die zweithöchste Temperatur sowie ein unterdurchschnittliches Windangebot zu verzeichnen (vgl. Tabelle ref{tab:windschwankyear} bzw. Abbildung~ref{fig:windyear}).
Anzahl | 1996 | 1997 | 1998 | 1999 | 2000 |
---|---|---|---|---|---|
1-Tägig | 28 | 35 | 30 | 55 | 35 |
3-Tägig | 29 | 35 | 29 | 59 | 31 |
7-Tägig | 31 | 28 | 27 | 60 | 37 |
Tendenziell lässt sich feststellen, dass windreiche Winter durch den höheren Wärmetransport von den Ozeanen in das Festland eine höhere Durchschnittstemperatur aufweisen. [15] Eine statistisch signifikante Aussage, speziell den Einfluss der in den Sommermonaten schwächeren Winde auf Solarschwankungen betreffend, lässt sich hier aufgrund der fehlenden räumlichen Auflösung der Temperaturdaten allerdings nicht treffen.
Jahr | Jan | Feb | Mär | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez | ![]() |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1992 | 1,8 | 3,8 | 7,4 | 10,5 | 16,9 | 18,3 | 21,2 | 22,4 | 15,9 | 8,6 | 7,6 | 2,6 | 11,4 |
1993 | 5,0 | 0,9 | 6,6 | 12,9 | 16,5 | 18,7 | 19,0 | 19,5 | 14,4 | 9,3 | 2,3 | 5,6 | 10,9 |
1994 | 4,5 | 2,9 | 9,6 | 9,8 | 14,9 | 19,1 | 24,1 | 20,3 | 15,4 | 9,8 | 9,4 | 5,8 | 12,1 |
1995 | 2,3 | 7,3 | 5,7 | 11,2 | 14,9 | 16,7 | 22,9 | 20,4 | 14,1 | 13,4 | 4,8 | 1,1 | 11,2 |
1996 | 0,1 | 1,0 | 4,4 | 11,0 | 13,4 | 18,4 | 18,9 | 19,5 | 12,7 | 11,0 | 6,3 | -0,3 | 9,7 |
1997 | -2,1 | 6,1 | 8,8 | 9,5 | 15,3 | 17,7 | 19,2 | 22,2 | 16,3 | 9,7 | 5,8 | 3,9 | 11,0 |
1998 | 3,7 | 5,2 | 7,8 | 10,7 | 16,7 | 19,0 | 19,2 | 20,3 | 15,4 | 11,0 | 3,5 | 3,2 | 11,3 |
1999 | 4,5 | 2,1 | 7,7 | 11,4 | 16,6 | 18,0 | 21,7 | 19,9 | 18,8 | 10,5 | 4,6 | 3,6 | 11,6 |
2000 | 3,0 | 6,1 | 7,8 | 12,2 | 16,8 | 20,2 | 17,8 | 20,8 | 16,2 | 12,1 | 7,7 | 5,2 | 12,2 |
2001 | 3,4 | 5,2 | 8,0 | 9,0 | 17,2 | 16,9 | 21,2 | 21,2 | 13,3 | 14,3 | 4,4 | 1,4 | 11,3 |
1980-2009 | 2,0 | 3,1 | 7,0 | 10,5 | 15,2 | 18,3 | 20,4 | 20,0 | 15,7 | 11,0 | 5,7 | 3,1 | 11,0 |
Die Zeitreihenanalyse der letzten beiden Abschnitte hat ergeben, dass durchaus jahreszeitliche Trends im Wind- bzw. Solarangebot vorliegen, welche bei einer zunehmenden ‘Glättung’ kurzzeitiger Schwankungen durch Unterstellung von ausreichenden Speichertechnologien klarer hervortreten.
Im folgenden ist insbesondere die Frage von Interesse, inwieweit sich die jeweiligen Schwankungen im Wind- und Solarangebot gegenseitig ausgleichen. In Abbildung: Wind- und Solarerträge sind beide Zeitreihen sowohl für heutige Kapazitätsrelationen (durchgezogene Linie), als auch für eine angenommene 10- bzw. 30-fach höhere Solarkapazität eingezeichnet (gestrichelte Linien).
Gegenüberstellung von möglichen Wind- und Solarerträgen für die heutige eine 10- bzw. 35-fach höhere Photovoltaik-Kapazität.
Diese Skalierungen erscheinen auf den ersten Blick utopisch, bedeuten allerdings
nur, dass gegenüber der installierten Windkraft-Kapazität von
zukünftig
Photovoltaik-Nennleistung installiert wären (Stand 2007:
). Bereits bei den derzeitigen Wachstumsraten von jährlich
mehr als 25% werden diese Kapazitäten bereits in 10 bzw. 15 Jahren erreicht
sein. [16]
Gleichzeitig wuchs nach Zahlen von [GlobalWind2008] die europäisch installierte Windkapazität ähnlich der globalen jährlich um 30%. Bei Photovoltaik-Wachstumsprognosen von jährlich 40% vgl. [Mints2009] würde es bei gleichbleibendem Windkraft-Wachstum folglich weniger als 46 Jahre dauern, bis das oben genannte Verhältnis von Photovoltaik zu Wind erreicht wäre.
Man erkennt, dass die Photovoltaik zur Zeit keinen nennenswerten Beitrag zum Schwankungsausgleich liefert, wohl aber in Zukunft liefern kann.
Bereits bei einer 28,3-fachen () installierten
Photovoltaik-Kapazität hätten beide Verlaufskurven den gleichen mittleren
Jahresertrag (
). Mit einer zusätzlichen
Photovoltaik-Leistung fallen die starken Windschwankungen immer weniger ins
Gewicht, dafür nimmt der für die Solarenergie übliche Jahresgang zu.
Schwankungen des Gesamtertrages bei angenommener 30-facher Photovoltaik-Kapazität.
Vergleicht man Abbildung: Gesamtertrag-Schwankung mit den heute dominierenden Einspeisungen aus
Windenergie (Abbildung: Windstromertrag (täglich)), so
zeigt sich, dass sich trotz einer über doppelt so hohen Gesamtstromerzeugung aus
Wind und Sonne ( anstelle
im Jahr
2007) sogar die absoluten Schwankungsbreiten reduzieren können: Der
Interquartils-Abstand sinkt von
auf
, bei einer gleichbleibenden Standardabweichung von
. [17]
Monatsdurchschnittswerte für gleichbleibende Wind- und variable Photovoltaik-Kapazitäten. Das arithmetische Mittel aus beiden (der halbe Gesamtwert) gibt Aufschluss über den jahreszeitlichen Verlauf der Gesamteinspeisung.
Anhand der Monatsmittelwerte über den betrachteten fünf Jahre lässt sich der
ausgleichende Charakter der wachsenden Photovoltaik-Kapazität in Relation zu dem
heutigen Windangebot noch einmal verdeutlichen. Wie in Abbildung:
Gesamtertrag (Monatsdurchschnitt) zu sehen, treten bei
20-facher Solarkapazität () im Vergleich zu heute kaum
jahreszeitliche Schwankungen im Gesamtangebot auf.
Eine weiterer Ausbau der Photovoltaik hingegen erhöht die Versorgungssicherheit durch Reduzierung kurzfristiger Schwankungen.
Analog zu Abschnitt: Windextrema bzw. Abschnitt: Solarextrema lassen sich auch die Gesamterträge auf extreme Engpässe hin untersuchen. Aufgrund der großen Variationsbreite des Windes gerade auf der kurzfristigen Zeitskala ist es nicht verwunderlich, dass auch die Schwankungen des Gesamtertrages mit zunehmender Ausgleichsmöglichkeit rasch abfallen.
Relative (saisonbereinigte) Schwankungen des Gesamtertrages bei angenommener 30-facher Photovoltaik-Kapazität.
In weniger als 10% der Tage fallen die täglichen Einspeisungen um mehr als 27%
() gegenüber dem Durchschnittswert geringer aus. Bei
drei- bzw. siebentägigem Ausgleich sinkt das untere Dezil der täglichen
Abweichungen bezogen auf ganz Europa sogar auf 22,8% (
)
bzw. 17,6% (
).
1-tägig | Jan | Feb | Mär | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
|
727 | 901 | 821 | 794 | 843 | 873 | 824 | 723 | 762 | 778 | 715 | 719 |
Medianwert | 522 | 649 | 607 | 638 | 702 | 733 | 699 | 635 | 582 | 569 | 486 | 483 |
|
313 | 421 | 457 | 520 | 595 | 638 | 610 | 558 | 455 | 406 | 333 | 293 |
3-tägig | ||||||||||||
|
674 | 878 | 816 | 771 | 816 | 847 | 800 | 715 | 732 | 737 | 713 | 675 |
Medianwert | 510 | 648 | 607 | 643 | 709 | 737 | 703 | 640 | 584 | 569 | 493 | 484 |
|
351 | 432 | 485 | 541 | 613 | 665 | 629 | 571 | 468 | 438 | 347 | 324 |
7-tägig | ||||||||||||
|
622 | 794 | 819 | 733 | 794 | 826 | 788 | 705 | 693 | 675 | 680 | 629 |
Medianwert | 513 | 650 | 619 | 647 | 705 | 753 | 702 | 631 | 590 | 565 | 487 | 481 |
|
387 | 464 | 520 | 568 | 638 | 673 | 647 | 593 | 502 | 483 | 398 | 358 |
Einen schnellen, detaillierteren überblick über die Verfügbarkeit ohne Berücksichtigung saisonaler Schwankungen liefert die in Abbildung: Dauerlinie dargestellte geordnete Dauerlinie. Hierbei werden die täglichen Erträge eines Jahres absteigend sortiert gegen die Zeit aufgetragen.
Geregelte Jahres-Dauerlinie der täglichen Gesamtstromerzeugung aus Wind- und Solarkraft. Die vertikal verlaufenden, gepunkteten Linien entsprechen den jeweiligen Häufigkeits-Dezilen.
Über den jahreszeitlichen Einfluss beim Auftreten von Tagen mit extrem geringem Gesamtangebot an Wind und Sonne gibt Tabelle: Gesamtertrag-Minima (Perioden) Aufschluss. Das geringfügig überwiegende Solarangebot bewirkt bereits eine Verschiebung der auftretenden Extremereignisse hinein in die Sommermonate. Lediglich im Februar sowie im beginnenden Frühjahr würden während der kältesten Jahresperiode (November bis März) häufiger Perioden mit geringer Gesamteinspeisung auftreten.
Anzahl | Jan | Feb | Mär | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1-Tägig | 5 | 31 | 19 | 13 | 24 | 36 | 20 | 3 | 10 | 12 | 5 | 5 |
3-Tägig | 2 | 31 | 21 | 11 | 25 | 47 | 21 | 1 | 7 | 9 | 4 | 4 |
7-Tägig | 0 | 22 | 21 | 8 | 31 | 55 | 30 | 0 | 7 | 6 | 3 | 0 |
Aus Sicht eines Verbrauchers sind die sommerlichen Abweichungen von den ohnehin höheren Monats-Durchschnittswerten natürlich ein ‘angenehmeres’ Problem als winterliche Engpässe. Zum Schwankungsausgleich im Februar und März müssten allerdings nach wie vor andere Energieträger eingesetzt oder die Stromnetzverbünde über Europa hinaus vergrößert werden.
Anzahl | 1996 | 1997 | 1998 | 1999 | 2000 |
---|---|---|---|---|---|
1-Tägig | 27 | 49 | 35 | 26 | 46 |
3-Tägig | 25 | 57 | 29 | 26 | 46 |
7-Tägig | 31 | 51 | 35 | 26 | 40 |
In der gesamtjährlichen Betrachtung (Tabelle: Gesamtertrag-Minima (Tage)) werden die hohen Solarschwankungen der Sonne im Jahr 1999 sehr gut durch entsprechende Windeträge ausgeglichen. [18] Im Jahr 2000 als dem wärmsten Jahr der Periode treten bei einem durchschnittlichem Wind- und Solarangebot dagegen verstärkt Extremperioden auf. Am stärksten fällt die winterliche Anomalie des Jahres 1997 ins Gewicht (siehe Abbildung ref{fig:prozentextrema}) - sie ist der Grund, warum in Kapitel ref{stromnetz} das Jahr 1997 als das ‘extremste’ hinsichtlich regenerativer Energiepotentiale in Deutschland untersucht werden wird.
Abschließend soll noch kurz auf die geographischen Einflüsse auf das Dargebot von Wind und Solarstrahlung eingegangen werden. Hierzu werden die räumlich in einem 2,5°-Gitter aufgelösten Werte der einzelnen Orte über den sogenannten (Pearson-) Korrelationskoeffizienten zueinander in Relation gesetzt:
(4)
Hierbei steht für
den Erwartungswert einer (Zufalls-)Variablen
mit Werten
und Wahrscheinlichkeiten
. Als Quadrat der Standardabweichung
ist die Varianz
eine einheitslose Kennzahl.
Als mögliche Variablen können so beispielsweise zwei Zeitreihen von
Windgeschwindigkeiten an unterschiedlichen Orten werden. Das Ergebnis ist ein
Wert
. Bei vollstängiger positiver bzw.
negativer Korrelation, also strikt linearem Zusammenhang, nimmt der
Korrelationskoeffizient den Wert
an, besteht überhaupt kein
(linearer) Zusammenhang, so wird der Korrelationskoeffizient null
[Bronstein2001].
Wird beispielsweise durch der Europa Längsachse entlang des Längenkreises bei 7,5° Ost und eine Querachse auf Höhe des Breitenkreises bei 52,5° Nord gelegt, so lässt sich eine Matrix aus Korrelationskoeffizienten von Windgeschwindigkeiten bilden, welche zur gleichen Zeit entlang einer dieser Achsen auftreten.
Wie in Abbildung: Windkorrelations-Matrix zu sehen, korrelieren Windgeschwindigkeiten in Ost-West-Richtung wesentlich stärker und über größere Strecken hinweg miteinander als in Nord-Süd-Richtung. Hier ist also eindeutig der vorherrschende Charakter der geostrophischen Winde zu erkennen.
Korrelationen zwischen Windgeschwindigkeiten in Abhängigkeit von Längengrad (links) bzw. Breitengrad (rechts).
Analog können auf diese Weise natürlich auch solare Einstrahlungen auf Korrelationen hin untersucht werden. Hier zeigt sich allerdings keine nennenswerte Richtungsabhängigkeit (Abbildung: Solarkorrelations-Matrix). Dies ist nicht verwunderlich, denn der Korrelationskoeffizient ist unabhängig vom Betrag und dem zeitlichen Verlauf einer Größe, nur die relativen Änderungen zueinander sind von Bedeutung.
Korrelationen zwischen solareren Einstrahlungen in Abhängigkeit von Längengrad (links) bzw. Breitengrad (rechts).
Zu guter Letzt werden noch die Korrelationen zwischen Wind und Sonne geographisch aufgelöst dargestellt. Dies ist möglich, da der Korrelationskoeffizient als dimensionslose Größe auch auf unterschiedliche Variablen angewandt werden kann. Wie in Abbildung ref{fig:wholecor} zu sehen, sind die Korrelationen an allen Orten negativ, und zwar umso stärker, je höher das Windangebot am jeweiligen Ort ist (vgl. Abbildung ref{fig:windcontour}).
Korrelationen zwischen Wind- und Solarangebot über den Zeitraum von 1996-2000 in geographischer Auflösung für eine zeitliche Auflösung von einem, drei bzw. sieben Tagen.
Anmerkungen:
[1] | Der Medianwert teilt eine Messreihe oder Verteilung in zwei Hälften. |
[2] | Ein 365-Tage-Jahr hat 8760 Stunden. |
[3] | Hierbei wurden die Windgeschwindigkeiten mittels der Gleichung für logarithmischen Windprofils (?) für eine durchschnittliche Rauhigkeitslänge von 0,9 umgerechnet. |
[4] | In der Erdvermessung (Geodäsie) wird die Form der Erde durch einen auf global angepassten Referenz-Ellipsoid angenähert. Der aktuelle Standard, welcher auch in der Vincenty-Formel verwendet wird, wird als ‘WGS 84’ (World Geodetic System) bezeichnet. [Wikipedia2009-1], [Wikipedia2009-2] |
[5] | Nach [Eurostat2008] betrug im Jahr 2005 der europäische
Wind-Jahresertrag ![]() ![]() |
[6] | Diese Annahme hätte eine Kapazitätsdichte der windreichen Flächen von
![]() |
[7] | Kurzfristige Turbulenzen stellen zwar eine herausforderung für die Lastregelung dar, spielen aber für den Gesamtertrag nur eine untergeordnete Rolle. |
[8] | Gleichung (3) gilt für ungeradzahlige Ordnungen. Für
ein geradzahliges |
[9] | Im Jahresdurchschnitt kommt es in 10% der Tage zu einem
Leistungsüberschuss von mehr als 180 GWh bezogen auf den Medianwert, während 10%
der Tage ein relatives Minus von 163 GWh aufweisen. Bei einer wöchentlichen
Mittelung liegt hingegen die obere Extrem-Schranke bereits bei einem täglichen
Plus von ![]() ![]() |
[10] | Bei einer 3-tägigen Mittelung sind Extremereignisse mit wenig
(![]() ![]() |
[11] | Kurzfristige Fluktuationen hingegeben können zu Problemen im Verbundsystem führen. Speziell bei einem weiterem Ausbau wird auch bei der Windenergie wird auch eine Anpassung des Stromnetzes nötig sein (vgl [Dena2005]). |
[12] | Die “Satel-light”-Messwerte sind als Satellitendaten für beliebige Orte von fast ganz Europa erhältlich. |
[13] | Nach Industrienorm erreichen PV-Module bei einer Bestrahlung mit
![]() |
[14] | Bei homogener Verteilung der gleichen Kapazität würden täglich
![]() ![]() |
[15] | Speziell im Jahr 1997 ist dieser Effekt stark ausgeprägt. Während im Januar bei schwachen Winden die tiefsten Temperaturen der Dekade vorherrschen, bescheren starke Februarwinde einen warmen Februar (vgl. Abbildung ref{fig:prozentextrema}. |
[16] | Nach [Mints2009] wuchs die Photovoltaik-Industrie binnen der letzten 20 Jahre um durchschnittlich 27%. Dabei betrug das durchschnittliche Wachstum der letzten 10 bzw. 5 Jahre 39% bzw. 44%. |
[17] | Um reale Schwankungen abzuschätzen, muss natürlich auch das Wachstum der Windkapazitäten berücksichtigt werden (vgl. Abschnitt ref{modell2020}). |
[18] | Vgl. Tabelle: Solarminima (Tage). |
Literaturhinweise:
[Dena2005] | Deutsche Energie-Agentur: Energiewirtschaftliche Planung für die Netzintegration von Windenergie in Deutschland an Land und Offshore bis zum Jahr 2020. Deutsche Energie-Agentur, 2005, http://www.dena.de/fileadmin/user_upload/Download/Dokumente/Projekte/kraftwerke_netze/netzstudie1/dena-netzstudie_1_haupttext.pdf |
[Eurostat2008] | European Commission: Statistical Pocketbook: EU energy and transport. European Communities, 2008, http://ec.europa.eu/energy/publications/statistics/statistics_en.htm |
[GlobalWind2008] | Global Wind Energy Council: Latest news on world wind power market. 2008, http://www.gwec.net/uploads/media/chartes08_EN_UPD_01.pdf |
[Lohmann2006] | S. Lohmann, C. Schillings, B. Mayer und R. Meyer: Long-term variability of solar direct an global irradiance derived from ISCCP data and comparison with re-analysis data. Solar Energy Journal 80, 2006. http://www.pa.op.dlr.de/ISIS/isis.html |
[Mints2009] | (1, 2) Paula Mints: Solar-Report: Photovoltaik-Industrie waechst stark, trotz aller Hindernisse. Solarserver, 2009, http://www.solarserver.de/solarmagazin/download/pv_industrie_mints_solar_report_1008.pdf |
[Muehr2009] | Bernhard Mühr: Die Temperaturverh”altnisse in Karlsruhe 1799 bis 2008. Institut für Meteorologie und Klimaforschung (IMK), Universität Karlsruhe, 2009. http://www.klimadiagramme.de/Europa/special01.htm |
[Sander2002] | (1, 2, 3, 4, 5) Sander und Partner: World Wind Atlas. 2002, http://www.sander-partner.ch/de/atlas.html |
[Satellight2009] | (1, 2, 3) Satel-Light: The European Database of Daylight and Solar Radiation. 2009, http://www.satel-light.com |
[Sauer2006] | Uwe Sauer: Optionen zur Speicherung elektrischer Energie in Energieversorgungssystemen mit regenerativer Stromerzeugung. Institut für Stromrichtertechnik und Elektrische Antriebe (ISEA), RWTH Aachen, 2006. http://www.eurosolar.de/de/images/stories/pdf/Sauer_Optionen_Speicher_regenerativ_okt06.pdf |
[Wikipedia2009-1] | Wikipedia: Great-Circle distance. Wikimedia, 2009, http://en.wikipedia.org/wiki/Great_circle_distance |
[Wikipedia2009-2] | Wikipedia: World Geodetic System 1984. Wikimedia, 2009, http://en.wikipedia.org/wiki/WGS84 |