Quadratische Gleichungen¶
Bei einer quadratischen Gleichung tritt die Variable
in der zweiten
Potenz
und gegebenenfalls zusätzlich in erster Potenz auf; sie darf
dabei nicht im Nenner stehen. Jede quadratische Gleichung kann durch äquivalente
Umformungen in die allgemeine Form gebracht werden:
(1)¶
Hierbei sind
,
und
beliebige Konstanten.
Eine quadratische Gleichung hat höchstens zwei Lösungen. Wie viele und welche
Lösungen eine quadratische Gleichung im konkreten Fall hat, kann direkt bestimmt
werden, wenn die Gleichung in der allgemeinen Form vorliegt. Die Anzahl an
Lösungen ist durch den Wert ihrer so genannten „Diskriminante“
bestimmt, die anhand der allgemeinen Gleichungsform
(1) unmittelbar berechnet werden kann. Damit lassen
sich die folgenden drei Fälle unterscheiden:
(2)¶![D > 0 \quad &\Leftrightarrow \quad \mathbb{L} = \Big \lbrace
\frac{-b - \sqrt{b^2 - 4 \cdot a \cdot c} }{2 \cdot a} ,\, \frac{-b +
\sqrt{b^2 - 4 \cdot a \cdot c} }{2 \cdot a} \Big \rbrace \\[4pt]
D = 0 \quad &\Leftrightarrow \quad \mathbb{L} =
\Big \lbrace \frac{-b}{2 \cdot a} \Big \rbrace \\[4pt]
D < 0 \quad &\Leftrightarrow \quad \mathbb{L} = \big \lbrace \big \rbrace](../../_images/math/4c6303b2871f9b587923e4b2039ded22b1fbae09.png)
Dieses Verfahren, anhand der Diskriminante
auf die Anzahl und die
Werte der Lösungen schließen zu können, wird umgangssprachlich auch als
„Mitternachtsformel“ bezeichnet.[1][2] Sie lässt sich auf jede quadratische
Gleichung anwenden, die in der allgemeinen Form (1)
vorliegt.
Sonderfälle quadratischer Gleichungen
Liegen Spezialfälle von quadratischen Gleichungen vor, so können auch andere, teilweise einfachere Lösungsverfahren genutzt werden:
Ist
, so liegt eine quadratische Gleichung folgender Form
vor:
Diese Gleichung kann direkt nach
aufgelöst werden:
Die Gleichung hat nur dann die beiden obigen Lösungen, wenn
und
unterschiedliche Vorzeichen haben, andernfalls ist die Lösungsmenge
gleich
(falls
ist) oder gleich
der leeren Menge (falls
ist).Anschaulich ist die obige Gleichung daduch zu erklären, dass für das Quadrat jeder Zahl
stets
gilt. Wird nun eine Quadratzahl
mit einem positiven Faktor multipliziert, so kann man nicht eine weitere positive
Zahl hinzu addieren, um als Ergebnis den Wert Null zu erhalten.Ist
, fehlt also ein
-freier Term, so liegt eine
quadratische Gleichung folgender Form vor:
Die Mitternachtsformel liefert in diesem Fall die beiden Werte
und
als Lösungen. Die gleichen Lösungen erhält
man, indem man auf der linken Seite der Gleichung
als gemeinsamen
Faktor ausklammert:
Da ein Produkt nur dann gleich Null ist, wenn (mindestens) einer der beiden Faktoren gleich Null ist, folgt aus der obigen Gleichungsform, dass entweder der
oder
gelten muss. Aus dem ersten
Fall folgt
, aus dem zweiten Fall (einer linearen
Gleichung) folgt
.
Ist
, so liegt eine „normierte“ quadratische Gleichung vor:
Jede allgemeine quadratische Gleichung mit
kann ebenfalls
mittels Division durch
ebenfalls in eine normierte Form gebracht
werden. Setzt man
und
, so
lässt sich jede quadratische Gleichung in normierter Form darstellen:(3)¶

Sind
und
ganze Zahlen, so lassen sich die Lösungen der
Gleichung bisweilen auch schnell mit Hilfe des nach dem Mathematiker François
Viète benannten „Satz von Vieta“
bestimmen. Hierbei wird genutzt, dass zwischen den beiden möglichen Lösungen
und
, für die auch
gelten kann,
folgender Zusammenhang besteht:[3]
Kennt man die möglichen ganzzahligen Faktoren der Zahl
, so lässt
sich durch Kopfrechnen oftmals ein Zahlenpaar finden, das als Summe genau den
negativen Wert von
ergibt. Dieses Zahlenpaar stellt dann die
gesuchten Lösungen von Gleichung (3)
dar.[4]
Produktform quadratischer Gleichungen
Sind
und
die Lösungen einer
quadratischen Gleichung, wobei auch
zulässig
ist, so kann diese allgemein auch in folgender Form dargestellt werden:
Eine solche Aufteilung einer Gleichung in mehrere lineare Faktoren wird als Linearfaktorzerlegung oder Produktform bezeichnet. Diese Darstellung spielt für quadratische Gleichungen nur eine untergeordnete Rolle, sie kann allerdings in nützlicher Weise auch bei Gleichungen höheren Grades angewendet werden.
Anmerkungen:
| [1] | Im ersten Fall
Im Fall |
| [2] | Die Gleichung (2) gilt,
sofern mit reellen Zahlen
Damit ergeben sich als Lösungen:
|
| [3] | Nach der „Mitternachtsformel“
(2) gilt mit
Ebenso gilt:
|
| [4] | Die „Mitternachtsformel“ (2) kann selbstverständlich ebenso zur Lösung von Gleichung (3) genutzt werden. |
Hinweis
Zu diesem Abschnitt gibt es Übungsaufgaben.

können die beiden Lösungen
auch verkürzt in
folgender Form dargestellt werden:
fallen die Lösungen
zusammen. Man spricht daher bisweilen auch von
einer „doppelten“ Lösung.
gerechnet wird. Rechnet
man mit
zwei Lösungen. In diesem Fall gilt:

und
:![x_1 \cdot x_2 &= \frac{-p + \sqrt{D}}{2} \cdot \frac{-p -
\sqrt{D}}{2} \\[2pt]
&= \left(-\frac{p}{2} + \frac{\sqrt{D}}{2} \right) \cdot \left(- \frac{p}{2} -
\frac{\sqrt{D}}{2} \right) \\[2pt]
&= \Bigg( \!\! -\frac{p}{2} \; \Bigg)^2 - \left( \frac{\sqrt{D}}{2}\right)^2 \\
&= \;\; + \frac{p^2}{4} \quad \;\, - \quad \; \frac{D}{4} \\[2pt]
&= \;\; + \frac{p^2}{4} \quad \;\, - \left(\frac{p^2}{4} - q \right) \\[2pt] &= + q \qquad \checkmark](../../_images/math/56766fec9ef9964c324287912916f4645abef2d0.png)
![x_1 + x_2 &= \frac{-p + \sqrt{D}}{2} + \frac{-p -
\sqrt{D}}{2} \\[2pt]
&= \left(-\frac{p}{2} + \frac{\sqrt{D}}{2} \right) + \left(- \frac{p}{2} -
\frac{\sqrt{D}}{2} \right) \\[2pt]
&= -p \qquad \checkmark](../../_images/math/859fbf4fa6b7df7e9e3783124b9c88d0b3876935.png)