Einführung

Interaktiver Modus

Um Python im interaktiven Modus zu starten, ruft man den Interpreter in einer Shell ohne weitere Parameter auf:

python3

Nach dem Eingabe-Prompt >>> kann beliebiger Python-Code eingegeben werden. Drückt man die Enter-Taste, so wird dieser unmittelbar ausgeführt. So lässt sich der Python-Interpreter beispielsweise als besserer Taschenrechner benutzen: [1]

>>> 5 + 3       # Addition
8
>>> 7 * 21      # Multiplikation
147
>>> 15 ** 2     # Potenz
225
>>> 14 / 80     # Division
0.175

Möchte man ausführlicher im interaktiven Modus arbeiten, so lohnt es sich, Ipython zu installatieren und ipython3 als Shell-Version beziehungsweise ipython3 qtconsole als GUI-Version aufzurufen. Beide Varianten von Ipython bieten Vervollständigungen der Eingabe durch Drücken der Tab-Taste, die GUI-Version bietet zudem Syntax-Highlighting und ein automatisches Einblenden von Funktionsbeschreibungen („Docstrings“).

Interne Hilfe

Jeder Python-Interpreter bietet dem Nutzer im interaktiven Modus die Möglichkeit, weitere Informationen oder Dokumentationen zu Python-Objekten (Funktionen, Operatoren usw.) anzuzeigen. Um Hilfe zu einem beliebigen Python-Objekt zu erhalten, kann die Funktion help() genutzt werden:

# Hilfe zur print()-Funktion anzeigen:
help(print)

Ebenso können Variablen an die Help-Funktion übergeben werden, um Hilfe zum jeweiligen Objekttyp zu erhalten. Mit type(object_name) kann der Typ eines Objekts, mit id(variable_name) zusätzlich die aktuelle Speicheradresse des Objekts angezeigt werden.

Python-Skripte

Python-Code, der bei der interaktiven Benutzung des Interpreters eingegeben werden kann, kann in gleicher Form ebenso in Textdateien („Skripte“), üblicherweise mit der Endung .py, geschrieben werden. Derartige Dateien können entweder in einer interaktiven Python-Sitzung mittels execfile("skriptname.py") oder folgendermaßen in einem Shellfenster aufgerufen werden:

python3 skriptname.py

Beim Aufruf eines Skripts wandelt Python den Quellcode in so genannten „Bytecode“ um und führt diesen aus. Wird eine Quellcode-Datei anderen Dateien importiert, so legt Python automatisch eine zusätzliche Datei skriptname.pyc im gleichen Verzeichnis an.

Es ist auch möglich, eine Skriptdatei direkt als ausführbare Datei aufzurufen. Dazu fügt man zunächst folgende Zeilen am Anfang der Skriptdatei ein:

#!/usr/bin/python3
# -*- coding: utf-8 -*-

Die erste Zeile wird „Shebang“ genannt und gibt den Pfad zum Python-Interpreter an, der beim Aufruf des Skripts geladen werden soll; die zweite Zeile gibt an, welcher Zeichensatz in der Datei verwendet wird (utf-8 ist Standard unter Linux).

Mit der obigen Ergänzung kann die Skriptdatei dann mittels chmod ausführbar gemacht werden:

chmod +x skriptname.py

Das Skript kann damit mittels ./skriptname.py aus dem aktuellen Pfad heraus oder allgemein mittels pfad-zum-skript/skriptname.py aufgerufen werden. Soll es benutzerweit aufrufbar sein, so empfiehlt es sich, einen Symlink zum Skript im Verzeichnis ~/bin zu erstellen und dieses durch folgenden Eintrag in der ~/.bashrc zum Systempfad hinzuzufügen: [2]

if [ -d "$HOME/bin" ] ; then
    PATH="$HOME/bin:$PATH"
    export PATH;
fi

Das Schreiben von Code-Dateien ist in Python gegenüber der interaktiven Benutzung des Interpreters unter anderem deshalb von Vorteil, da Python beispielsweise bei der Definition von Funktionen und Kontrollstrukturen Einrückungen statt Klammern zur Gliederung des Quellcodes verwendet.

Gute Texteditoren machen den Umgang mit Einrückungen einfach und bieten obendrein Vorteile wie Syntax-Highlighting, Eingabe-Vervollständigungen, Snippets, usw. Bei Verwendung von Vim und des Vicle-Plugins ist es zudem auch während des Schreibens der Textdateien möglich, einzelne Code-Zeilen oder auch ganze Code-Blöcke an eine laufende Interpreter-Sitzung zu senden; so können die Vorteile des Interpreters (beispielsweise Ausgabe von Variablenwerten und Zwischenergebnissen) und des Texteditors kombiniert werden.

Umfangreichere Skripte sollten zur besseren Lesbarkeit mit Kommentaren versehen werden. Kommentare werden durch das Raute-Symbol # eingeleitet und gehen bis zum Ende der Zeile.

Variablen

Eine wichtige Eigenschaft von Computer-Programmen ist, dass sie nahezu beliebig viele Werte und Zeichen in entsprechenden Platzhaltern („Variablen“) speichern und verarbeiten können. Auf so gespeicherte Werte kann man im Verlauf des Programms wieder zugreifen und/oder den Variablen neue Werte zuweisen.

In Python können Variablennamen aus Groß- und Kleinbuchstaben, Ziffern und dem Unterstrich-Zeichen bestehen, wobei sie nicht mit einer Ziffer beginnen dürfen. Bei der Benennung von Variablen ist außerdem auf Groß- und Kleinschreibung zu achten, beispielsweise bezeichnen var_1 und Var_1 zwei unterschiedliche Variablen. Zudem dürfen keine von der Programmiersprache reservierten Wörter als Variablennamen verwendet werden (beispielsweise and, or, is, type, key usw.)

Ein Wert kann in einer Variablen mittels des Zuweisungs-Operators = gespeichert werden:

var_1 = "Hallo!"
var_2 = 42

In Python dient das =-Zeichen somit ausschließlich der Zuweisung von Werten; für einen Werte-Vergleich muss hingegen das doppelte Istgleich-Zeichen == verwendet werden.

Im interaktiven Modus wird der Wert einer Variablen angezeigt, indem man deren Namen in einer neuen Zeile eingibt und Enter drückt. In Skripten werden die Werte von Variablen oftmals mittels der Funktion print() angezeigt:

print(var_1)
print(var_2)

Bei der Verwendung von print() werden dabei die Variable als Zeichenkette ausgegeben.

Variablen werden in Python dynamisch typisiert, das heißt in der gleichen Variablen können im Verlauf des Programms verschiedene Datentypen zugewiesen werden.

Operatoren

Bei der Auswertung einzelner mathematischer Ausdrücke gilt wie üblich „Punkt vor Strich“. Um eine andere Auswertungsreihenfolge zu bewirken, können einzelne Ausdrücke, wie in der Mathematik üblich, durch runde Klammern zusammengefasst werden.

Für die in Python üblichen Operatoren ist eine allgemein gültige „Rangfolge“ für die Auswertungsreihenfolge festgelegt. In der folgenden Tabelle sind die Operatoren mit der höchsten Priorität stehen oben, gleichberechtigte Operatoren (die von links nach rechts ausgewertet werden) stehen in der gleichen Zeile. [3]

Operator Bedeutung
() Gruppierung
x[], x.attribute Listenzugriff (siehe Listen), Objekteigenschaft
** Potenz
+ und - Positives beziehungsweise negatives Vorzeichen einer Zahl
*, /, //, % Multiplikation, Division, Ganzzahl-Division, Rest (Modulo)
<=, <, >, >= Wertevergleich (kleiner als oder gleich, kleiner als, größer als oder gleich, größer als)
==, != Wertevergleich (ist gleich, ist nicht gleich)
=, +=, -=, *=, /=, %=, **= Wertezuweisung
is, is not, Identitätsvergleich
in, not in Test auf Mengenzugehörigkeit
and, or, not Logische Operatoren

In Python muss zwischen dem Wertevergleich == und der Objekt-Identität is unterschieden werden. Beispielsweise liefert 3/2 == 1.5 das Ergebnis True, da die numerischen Werte übereinstimmen; hingegen liefert 3/2 is 1.5 das Ergebnis False, da es sich einmal um einen mathematischen Ausdruck und einmal um eine Zahl handelt.

Kombinierte Zuweisungsoperatoren

Neben dem gewöhnlichen Zuweisungsoperator = gibt es in Python weitere, kombinierte Zuweisungsoperatoren. Mit diesen wird ein mathematischer Operator mit einer Zuweisung verbunden; die Variable wird dabei also um den jeweiligen Wert verändert.

+= Erhöhung der links stehenden Variable um Wert auf der rechten Seite
-= Erniedrigung der links stehenden Variable um Wert auf der rechten Seite
*= Multiplikation der links stehenden Variable mit Wert auf der rechten Seite
/= Division der links stehenden Variable durch Wert auf der rechten Seite
//= Ganzzahlige Division der links stehenden Variable durch Wert auf der rechten Seite
//= Rest bei ganzzahliger Division der links stehenden Variable durch Wert auf der rechten Seite
**= Potenzieren einer Variable mit Wert auf der rechten Seite

Beispielsweise kann auf diese Weise mit x **= 2 der aktuelle Wert der Variablen x quadriert werden. Für Zeichenketten existieren nach dem gleichen Prinzip die Operatoren += und *=, die zum String auf der linken Seite einen weiteren String anhängen bzw. den String auf der linken Seite mehrfach wiederholt aneinander reihen.

Kombinierte Vergleichsoperatoren

Eine weitere Besonderheit in Python liegt darin, dass mehrere Vergleichsoperatoren unmittelbar miteinander kombiniert werden können; beispielsweise kann wie in der Mathematik 1 < 2 < 3 geschrieben werden. Die einzelnen Teilausdrücke muss man sich dabei mit einem and-Operator verbunden denken, denn der Ausdruck ist genau dann wahr, wenn 1 < 2 and 2 < 3 gilt.

Die „Verkettungsregel“ gilt für alle Vergleichsoperatoren, auch wenn das Ergebnis nicht immer mit der eigenen Erwartung übereinstimmen muss. Beispielsweise könnte man im Fall 1 == 2 < 3 das Ergebnis True erwarten, wenn man sich die gleichwertigen Operatoren von links nach rechts ausgewertet denkt, denn 1 == 2 ist False und zudem ist False < 3. Die Aussage liefert in Python jedoch False als Ergebnis, denn sie wird als 1 == 2 and 2 < 3 interpretiert, und zwei mit and verknüpfte Aussagen ergeben nur dann ein wahres Ergebnis, wenn beide Aussagen wahr sind.

Im Zweifelsfall können die einzelnen Teilaussagen jederzeit mit Hilfe von runden Klammern gruppiert werden, um eine ungewollte Auswertungsreihenfolge zu vermeiden.

Bedingte Wertzuweisung

In Programmiersprachen wie C gibt es ein Sprachkonstrukt, dass einem „ternären“ Operator entspricht, also ein Operator mit drei notwendigen Argumenten. In C lautet dieser Operator etwa x = condition ? a : b, was bedeutet, dass der Variablen x der Wert a zugewiesen wird, wenn die Bedingung condition wahr ist; andernfalls wird der Variablen x der Wert b zugewiesen.

In Python lautet das entsprechende Sprachkonstrukt folgendermaßen:

x = a if condition else b

Auch hier wird zunächst die Bedingung condition geprüft. Wenn diese den Wert True ergibt, so wird der Variablen x der Wert a zugewiesen, andernfalls der Wert b.


Anmerkungen:

[1]

Neben der gewöhnlichen Division mit / kann auch mit // eine Ganzzahl-Division durchgeführt werden. Bei einer solchen Division wird der Divisionsrest weggelassen und stattdessen die nächst kleinere ganze Zahl als Ergebnis zurückkgegeben; beispielsweise ergibt 17 // 5 den Wert 3. Der Divisionsrest kann mit dem Modulo-Operator % bestimmt werden; beispielsweise ergibt 17 % 5 den Wert 2. Beide Werte können auf einmal durch die Funktion divmod() ausgegeben werden; beispielsweise ergibt divmod(17,5) das Zahlenpaar (3,2).

Wurzeln können entweder als Potenzen mit einer rationalen Zahl als Exponent oder mittels der Funktion math.sqrt() aus dem math-Modul berechnet werden.

[2]Dieser Trick ist im Shell-Skripting-Tutorial näher beschrieben.
[3]Eine Ausnahme bildet der Potenz-Operator **: Werden mehrere Potenzen in einem Ausdruck kombiniert, so werden diese von rechts nach links ausgewertet. Somit gilt 2 ** 2 ** 3 == 2 ** 8 == 256. Für eine andere Auswertungsreihenfolge muss (2 ** 2) ** 3 == 4 ** 3 == 64 geschrieben werden.